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Das 'Ostarbeiter-Archiv'
der Menschenrechtsorganisation Memorial
Dr. Ulrike Huhn im Gespräch mit Evelina Rudenko
Donnerstag, 16. Mai 2024, 19.00 Uhr, Bürgerhaus-Vegesack, Studiobühne
Noch vor dem Ende der Sowjetunion, im Jahr 1990, berichteten Zeitungsmeldungen von bevorstehenden Entschädigungszahlungen für ehemalige Zwangsarbeiter*innen aus der Sowjetunion, die in NS-Deutschland als "Ostarbeiter" bezeichnet worden sind. Die Menschenrechtsorganisation "Memorial", die sich die Aufarbeitung der stalinistischen Verbrechen zum Ziel gesetzt hatte, wurde fälschlicherweise als Ansprechpartner genannt und erhielt daraufhin wäschekorbweise Post. So entstand das "Ostarbeiter"-Archiv mit etwa 320.000 Briefen, in denen die Verfasser*innen oftmals zum ersten Mal von ihrer Zeit in Deutschland berichteten.
Gegen den Dachverband von "Memorial" in Moskau sprach ein russisches Gericht Ende Dezember 2021 ein Urteil zur Zwangsauflösung, das am 28. Februar 2022 – wenige Tage nach dem Überfall auf die Ukraine – bestätigt wurde. Viele Mitarbeiter*innen von "Memorial" verließen, auch unter dem Eindruck der drakonischen Maßnahmen gegen Gegner dieses Krieges, das Land. Sie bemühen sich gegenwärtig darum, neue Strukturen aufzubauen und die Arbeit auch aus dem Ausland fortzusetzen. Evelina Rudeno ist Projektkoordinatorin bei Memorial Zukunft e.V. zur Geschichte der sowjetischen Zwangsarbeiter im national- sozialistischen Deutschland. Sie wird über ihre Arbeit und die aktuelle Situation und die weiteren Pläne von Memorial berichten.
Der Vortrag findet statt im Rahmen der Ausstellung
VERSCHLEPPT. VERSKLAVT. VERGESSEN? ZWANGSARBEIT IN BREMEN 1939-1945
1. März bis zum 22. Juni 2024 im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus.
Ausstellung und Vortragsreihe
Gustav-Heinemann-Bürgerhaus
1. März 2024 - 22. Juni 2024
Eröffnung: Freitag, 1. März 2024, 17 Uhr
Zwangsarbeit war eines der alltäglichsten und sichtbarsten Verbrechen im Nationalsozialismus. Etwa 55.000 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen mussten zwischen 1939 und 1945 in Bremen und Bremerhaven arbeiten. Als Rüstungsstandort nahm Bremen eine besondere Rolle ein. Viele Menschen waren in den Häfen und auf den Werften eingesetzt, aber auch in zahlreichen städtischen und privaten Betrieben und auf Bauernhöfen.
Neben KZ-Häftlingen, die auch zur lebensge-fährlichen Trümmerbeseitigung befehligt waren, arbeiteten Kriegsgefangene aus den besetzten Ländern und zivile Arbeiter und Arbeiterinnen aus Ost- und Westeuropa zwangsweise in Bremen. Im Laufe des Krieges bestanden im Bremer Raum mehr als 200 Lager. Mangelhafte Verpflegung und Krankenversorgung, primitive Unterbringung und Gewalt trugen zur hohen Anzahl von Todesfällen bei.
Mit diesem jahrzehntelang verdrängten Kapitel deutscher Geschichte beschäftigt sich die Ausstellung „Verschleppt. Versklavt. Vergessen? Zwangsarbeit in Bremen 1939–1945“, die das Focke-Museum gemeinsam mit Aktiven der Zivilgesellschaft sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern konzipiert hat. Sie wurde Anfang 2023 im Stadtlabor des Focke-Museums gezeigt und ist nunmehr mit dem Fokus auf die Region Bremen-Nord im Bürgerhaus Vegesack zu sehen. Anhand mehrerer Einsatzorte und der mit ihnen verbundenen Biografien ermöglicht sie einen Einblick in die Zwangsarbeit und das Schicksal der Entrechteten.
In die Ausstellung sind zudem Erkenntnisse der archäologischen Untersuchung des ehemaligen Friedhofs sowjetischer Kriegsgefangener in Bremen-Oslebshausen eingeflossen.
Begleitprogramm:
Do 07. März 19.00 Uhr Prof. Uta Halle: Archäologische Ausgrabungen klären Schicksale sowjetischer Soldaten
Do 14. März 19.00 Uhr Prof. Dr. Helga Bories-Sawala: Franzosen, gefangen in Bremen
Do 21. März 19.00 Uhr Lilja Girgensohn: Das letzte Kapitel der NS-Massenverbrechen
Do 25. April 19.00 Uhr Ralf Lubisch: Von Ardnacrusha nach Bremen-Farge
Do 16. Mai 19.00 Uhr Dr. Ulrike Huhn im Gespräch mit Evelina Rudenko: Das 'Ostarbeiter'-Archiv der Menschenrechtsorganisation Memorial
Do 06. Juni 16.00 Uhr Wiltrud Ahlers: Stolpersteine in Vegesack. Ein Rundgang
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