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Time To Remember – Give Peace A Chance


05.05. – 10.05. 2025 Bahrsplate in Bremen-Blumenthal
Zum Hintergrund
Auf dem Parkgelände Bahrsplate in Bremen-Blumenthal gab es zwischen 1942 und 1945 ein Lager der "Deschimag", deren Hauptaktionärin die A.G. Weser war. Im "Ostarbeiterlager" waren ZwangsarbeiterInnen verschiedener Nationalitäten untergebracht. Im Westteil gab es ein Außenlager des KZ Neuengamme (bei Hamburg).
Vor 80 Jahren, am 9. April 1945, verließen die KZ-Häftlinge das Lager mit Hoffnung und Bangen. Viele mussten tagelang auf Todesmärschen um ihr Überleben kämpfen.
Der Krieg war erst mit der Kapitulation von Nazi-Deutschland am 8. Mai 1945 beendet.
Auch viele Blumenthaler erlebten diesen Tag als Tag der Befreiung. "Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus" war die Lehre.
Zur Geschichte des KZ-Lagers gibt es umfangreiches Bildmaterial und zahlreiche Berichte von Überlebenden. Für das Gelände im Osten ist kürzlich das Tagebuch eines italienischen Militärinternierten bekannt geworden.
Zum Veranstalter und zum Vorhaben
Das Projekt Internationale Friedensschule Bremen im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus steht in der Tradition seines Vorgängers, des Antifaschistischen Arbeitskreises. Sein Schwerpunkt liegt in der historisch-politischen Bildung zu Themen der NS-Zeit und seiner Vor- und Nachgeschichte.
Unsere Aktivitäten verstehen wir als einen Beitrag zum Erhalt und zur Weiterentwicklung eines Erinnerns an deutsche und europäische Geschichte in demokratischen Traditionen.
Es ist folgerichtig, dass rechtsextremen Kräften die aktuelle Erinnerungskultur ein Dorn im Auge ist und sie von ihnen immer massiver bekämpft wird. Demokratische Parteien und andere Organisationen stehen vor der Aufgabe, sich zum Erhalt eines demokratischen Miteinanders dem entschieden entgegenzustellen. Dazu gehört auch die Bestandssicherung und die Weiterentwicklung von Gedenkstätten wie der auf der Bahrsplate.
Aber auch aus der Zivilgesellschaft heraus sind Aktivitäten notwendig, die die Geschichtsverdrehung von rechtsaußen als solche deutlich werden zu lassen.
Mit dem Vorhaben "Time to Remember" erproben wir eine neue Form der Geschichtsvermittlung. Mit ihr wollen wir junge Menschen, die traditionelle Formate des Erinnerns kaum erreichen, nicht nur "aufklären", sondern sie auch zu Akteuren machen.
Inhaltlich möchten wir mit unserem Vorhaben die Geschichte des Gesamtlagers auf der Bahrsplate ("Lager Deschimag") thematisieren, Zeitzeugen zu Wort kommen lassen und - in Zeiten eines brüchigen Friedens in Europa - das Kriegsendes des 8. Mai 1945 und den Beginn einer langen Friedenszeit in einer Feier begehen.
Der Veranstaltung auf der Bahrsplate geht unter dem Motto "Steps to Remember" ein ähnlich intendiertes Projekt voraus. Vom Denkort Bunker Valentin zur Gedenkstätte des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Sandbostel wird in Form eines Gedenkmarschs vom 23.04. bis zum 27.04.2025 an die Todesmärsche und -transporte Ende März bis Anfang Mai 1945 erinnert. Der Antifaschistische Arbeitskreis im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus hatte bereits 1985 entlang der gleichen Strecke einen Gedenkmarsch durchgeführt. Mit der diesjährigen Aktion wird auch daran erinnert (siehe den Flyer "Steps to Remember").
Zur Nachkriegsgeschichte der Bahrsplate als Erinnerungs- und Gedenkort und zur Intention des Projektes "Time to Remember"
Nach dem Hochwasser von 1962 wurden die letzten Baracken beseitigt und der Weserstrandpark Bahrsplate neu angelegt. Die Erinnerung an den Ort, an dem in den letzten Kriegsmonaten ca. 200 Menschen ihr Leben verloren, drohte verloren zu gehen.
Seit den 80-er Jahren haben Einzelpersonen und Initiativen wie der Antifaschistische Arbeitskreis mit Unterstützung durch ehemalige Häftlinge das Schicksal der Zwangsarbeiter dokumentiert.
Am 8. Mai 1985 wurde eine bronzene Gedenktafel eingeweiht, die seitdem an diese Menschen erinnert. "Mehrere hundert Menschen nahmen am Dienstagnachmittag an der Kundgebung zum 8. Mai, dem 40. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges, auf der Bahrs Plate in Blumenthal teil", berichtete die Norddeutsche am 09.05.1985.
Damit war der Grundstein für die Gedenkstätte "Rosen für die Opfer" gelegt.
Im Rahmen des vom Antifaschistischen Arbeitskreises organisierten Workcamp-Austauschs zwischen Bremen und Marzabotto (Italien) wurden im August 1987 die ersten Rosenbeete angelegt. Höhepunkt des Camps, an dem auch Jugendliche aus der ČSSR und Ungarn teilnahmen, war ein Friedensfest auf der Bahrsplate. Neben offiziellen Vertretern aus Marzabotto und der ČSSR, Bremens Bürgermeister Hennig Scherf, Ex-Bürgermeister Hans Koschnick, mehreren Senatoren und den drei Nordbremer Ortsamtsleitern nahmen Hunderte weitere Personen an der Veranstaltung teil.
Einige Zeit später wurde die Gedenktafel aus Bronze auf einem Betonsockel verankert und das Hinweisschild „Gedenkstätte Bahrsplate“ aufgestellt.
1990 ergänzten zwei Skulpturen der Bildhauerwerkstatt der JVA, "Häftling" und "Bewacher", den Ort.
Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte des Schulzentrums an der Alwin-Lonke-Straße entwickelten und realisierten die Skulptur "Stein der Hoffnung", auf dem die 124 im KZ-Lager zu Tode gekommenen Häftlinge namentlich aufgeführt sind. Die Einweihungsrede hielt Bürgermeister Jens Böhrnsen.
Im Zusammenhang mit historischen Recherchen konnte der Bauplan des Lagers (1942) mit den Gebäudegrundrissen aufgefunden werden.
2020 erschien die Publikation "Ihr habt hier keinen Namen mehr!" (K. Ellebrecht, Edition Falkenberg) über die Geschichte des KZ-Außenlagers.
Seit ihrem Bestehen nehmen Mitglieder der Friedensschule Besucher der Gedenkstätte in Empfang und informieren über die Lager und die Schicksale der Häftlinge.
Jetzt ist es die nachfolgende Generation, die teilweise in großen Gruppen aus Frankreich, Italien und Belgien auf der Bahrsplate nach Spuren ihrer Vorfahren suchen.
Adressaten / Zielgruppe
Beworben wird das Projekt vor allem in Bremen-Nord mit dem Schwerpunkt Blumenthal. Gezielt angesprochen werden Schulen, Kirchengemeinden, Vereine und Verbände.
Zu den Veranstaltungen am 8. und am 9. Mai erwarten wir u.a. Angehörige ehemaliger Häftlinge und Angehörige von Opferverbänden aus Frankreich, Italien und Belgien.
Markierung der Grundrisse der KZ-Baracken auf dem Parkgelände
Im Zentrum des Projekts „Time to Remember“ steht die Markierung der Grundrisse der Baracken, die bis April 1945 das KZ-Außenlager Blumenthal bildeten.
- Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Vegesack nehmen die Geo-Referenzierung der Baracken-Grundrisse vor und markieren diese vormittags am 05.05.2025 mit Kreide unter Zuhilfenahme von Sportplatz-Markierwagen auf dem Parkgelände.
- Während des Friedensfests am 8. Mai wird in Anwesenheit eines Angehörigen eines ehemaligen italienischen Militärinternierten ein weiterer Grundriss im östlichen Bereich des Parks markiert.
Fotostrecke
Ergänzend ist eine Fotostrecke vorgesehen, die Bilder zur Geschichte der Bahrsplate beinhaltet.
Die Fotostrecke wir vom 06.05. bis zum 10.05.2025 zu sehen sein. In diesem Zeitraum informieren Mitglieder der Friedensschule auch vor Ort über die Lager, die Todesmärsche und die Nachkriegsgeschichte des Ortes.
Unterricht und Gruppentreffen
Vom 06.05. bis zum 09.05.2025 können Schulklassen, Konfirmanden- und andere Gruppen das Parkgelände für eigene oder von der Friedensschule begleitete Veranstaltungen nutzen.
In diesem Zeitraum besteht die Möglichkeit, Videos zu drehen und Interviews durchzuführen.
Friedensfest am 8. Mai
Am 08.05.2025 wird ab 16 Uhr mit lokalen und internationalen Gästen ein Friedensfest mit Musik, (Poetry-Slam angefragt), Snacks und Getränken gefeiert werden.
Rahmenprogramm
Montag, 05.05.2025
Schüler und Schülerinnen markieren die Grundrisse der KZ-Baracken auf dem Parkgelände.
Dienstag, 06.05.2025 - 18.30 Uhr
Veranstaltungsort: DoKu Blumenthal
Informationsveranstaltung: Letzte Tage im KZ Blumenthal, Räumung des Lagers, Beginn der Todesmärsche im April 1945
Mittwoch, 07.05.2025 - 18.30 Uhr
Veranstaltungsort: DoKu Blumenthal
Berichte und Bilder vom Gedenkmarsch 2025
Eigene Tagebuchnotizen, Kommentare, Video-Clips sind Elemente für einen Austausch von TeilnehmerInnen des Gedenkmarschs mit dem Publikum.
Donnerstag, 08.05.2025 - ab 16.00 Uhr
Friedensfest auf der Bahrsplate *: Come Together mit Nachbarn aus Nah und Fern. Musik, Snacks, Getränke. Erwartet werden Gäste aus Belgien, Frankreich und Italien.
Freitag, 09.05.2025 - 18.30 Uhr
Veranstaltungsort: Hansea Sana Akademie auf dem BWK-Gelände, Zum Krempel 2
Lesung und Austausch: Aus dem Tagebuch eines italienischen Zwangsarbeiters. Spartaco Casarotto wurde als „Militärinternierter“ beim Bremer Vulkan und beim Bau von Luftschutzstollen in Bremen-Nord eingesetzt. Sein Tagebuch ist eine wertvolle Quelle, die ein selten thematisiertes Kapitel der Zwangsarbeit beleuchtet.
Mehrere Mitglied der Familie Casarotto werden anwesend sein.
Weitere Nachfahren ehemaliger Häftlinge sind eingeladen.
* Sollte die Veranstaltung witterungsbedingt nicht auf der Bahrsplate stattfinden können, finden Sie den Ausweichort hier auf der Website!
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