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ARCHIVGESPRÄCHDie medizinische Versorgung der Arbeiterlager in Farge 1939-1945 und der Fall des Arztes Dr. Heidbreder im Curiohaus-Prozess (Bremen-Farge-case)
Für die gigantischen Bauprojekte des Nazi-Regimes in Farge - das weltgrößte Benzintanklager an der Betonstraße, das riesige Öllager an der Hospitalstraße und der U-Bootbunker Valentin an der Weser - benötigten die beteiligten Bauunternehmen nach und nach bis zu 10000 Arbeiter täglich. Mindestens Dreiviertel von ihnen waren ausländische Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge, die seit 1939 meist in primitiven Barackenlagern untergebracht waren und nur wenig zu essen erhielten. Viele von ihnen starben an Auszehrung und Seuchen oder mussten sich, angetrieben durch die SS, bei jeglicher Witterung zu Tode arbeiten ("Vernichtung durch Arbeit").
Wie Ärzte den Betrieb in medizinischer Hinsicht am Laufen hielten beleuchtet in seinem einführenden Referat Prof. (im Ruhestand) Dr. med. Ernst-Adolf Chantelau am Donnerstag, 2. Juni 2022 um 18.00 Uhr im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus. War der Farger Hausarzt Dr. Heidbreder ein Handlanger der Gestapo?
Dr. med. Walter Heidbreder, seit 1930 einziger Arzt in Bremen-Farge, wurde im Januar 1942 vom Nazi-Regime verpflichtet, zwei Arbeiterlager und das Häftlingslager der Gestapo ("Arbeitserziehungslager") in Farge medizinisch zu betreuen, d.h. die Verwendungsfähigkeit der Arbeiter bzw. Häftlinge aufrechtzuerhalten. Er hielt regelmäßige Sprechstunden in den Lagern ab, neben seinem laufenden Praxisbetrieb. Während die Arbeiterlager bis Kriegsende einigermaßen auskömmlich mit Nahrung, Kleidung und Medikamenten ausgestattet waren, wurden die Häftlinge - von 1942 bis 1945 waren es zusammen ca. 7000 sogenannte "Arbeitsbummelanten", die meist für jeweils 2 Monate inhaftiert waren - von der Gestapo systematisch durch Zwangsarbeit, Gewalt und Unterernährung gequält, um sie zu disziplinieren. Heidbreder beschwerte sich mehrfach bei der Gestapo über den beklagenswerten Zustand, in welchen die Häftlinge auf diese Weise gebracht wurden, konnte sich aber nicht durchsetzen. Nach dem Krieg wurden Klagen gegen ihn laut, er habe Häftlinge misshandelt oder Gestapo-Verbrechen vertuscht. Das Script zum Vortrag können Sie hier - archiv.org - lesen. |
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